Der Jenaplan schafft ein gutes Bedingungsfeld für soziales Lernen. Durch die Heterogenität entstehen „Pädagogische Situationen“ (Petersen), die die Kinder immer wieder herausfordern als ganze Menschen zu handeln. In einer altergemischten Stammgruppe durchlaufen Kinder während ihrer Schulzeit unterschiedliche Rollen. Im ersten Schuljahr gehören sie zu den Kleinsten, Jüngsten, Unerfahrensten usw., die stark von der Unterstützung und Fürsorge durch die älteren Kinder in der Stammgruppe profitieren.
Die ältesten Kinder verlassen die Schule in Richtung Sekundarstufe und es rücken die jüngeren Kinder nach. So verändert sich die Gruppe jedes Jahr ein wenig und damit auch die Rolle, die das Kind im Klassenleben spielt. Mit zunehmendem Alter kann es eine größere Verantwortung für sich und andere übernehmen, kann mehr von seinem Wissen und seinen Erfahrungen an andere weitergeben. Das steigert das Selbstwertgefühl, und auch leistungsschwache Kinder haben Erfolgserlebnisse, wenn sie jüngere Kinder beim Lernen unterstützen oder ihnen ganz praktisch helfen, sich in der Schule zurechtzufinden. Besonders bewährt hat sich dabei die Einrichtung der Partnerschaften, bei dem jedes Kind einen festen Partner hat.
Trotz der jährlichen Veränderung bleibt der Gruppenrahmen stabil. Die Kinder bleiben im gleichen Raum, beim gleichen Lehrerteam, und die Regeln und Absprachen für das Zusammenleben und -lernen werden von den älteren Kindern an die jüngeren weitergegeben. In dieser Polarität zwischen Sicherheit auf der einen und Veränderung auf der anderen Seite vollzieht sich die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder.
Auch außerhalb der Stammgruppen schafft der Jenaplan Übungsfelder für soziales Lernen. Hier seien nur zwei Beispiele genannt:
- die regelmäßigen Schulfeiern tragen dazu bei, dass die Kinder sich als Teil der Schulgemeinschaft erleben;
- die Schülerrunde als wöchentliche Versammlung der Klassensprecher hilft den Kindern, ihre Bedürfnisse (auch gegenüber Erwachsenen) zu artikulieren und übt Formen demokratischen Handelns.
Der Jenaplan in seiner Bedeutung für unser Schulkonzept kann hier nur in groben Zügen skizziert werden. Ergänzend verweisen wir auf die entsprechende Literatur (vor allem den „Kleinen Jenaplan“ Peter Petersens).